CDU-Kreisverband Münster e.V.
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Fast 90.000 Gefangene in Münster im Ersten Weltkrieg

Stele erinnert an Kriegsgefangenenlager

An der Drachterstraße in Berg Fidel lag im Ersten Weltkrieg ein Kriegsgefangenenlager. An die rund 90.000 Gefangenen in ganz Münster erinnern nun Stelen.
Dr. Philip Erdmann stellt den historischen Kontext der Stele an der Drachterstraße vor. Foto: Johan SühlingDr. Philip Erdmann stellt den historischen Kontext der Stele an der Drachterstraße vor. Foto: Johan Sühling
Dass es in Münsters Umgebung zur Zeit des Ersten Weltkriegs drei Kriegsgefangenenlager gab, davon zeugt heute zu gut wie nichts mehr. Denn wo einst Kriegsgefangene aus Russland, Frankreich, Belgien und England eingepfercht waren, sind heute Wohngebiete. Eine Stele an der Drachterstraße erinnert an das größte dieser Lager.

Zwischen 1914 und 1918 tobte der Erste Weltkrieg. Es gab unzählige Tote, aber auch viele Kriegsgefangene, die untergebracht werden mussten. An dem Ort in Münster, an dem vorher die Pferderennbahn lag, war eines dieser Lager. Dieses bot Platz für etwa 10.000 Kriegsgefangene. „Die Lager im Ersten Weltkrieg sind nicht mit denen im Zweiten Weltkrieg zu vergleichen“, hielt Dr. Philip Erdmann vom Stadtarchiv fest, der bei der Einweihung der Stele den historischen Hintergrund vorstellte.

 

Schlechte Lebensverhältnisse im Lager

Die Lager verfügten über ein ausgeprägtes kulturelles Leben, es gab Theateraufführungen und Musikveranstaltungen, sogar eine französische Lagerzeitung wurde gedruckt. „Dennoch waren die Lebensverhältnisse schlecht“, erzählt Erdmann. Die Gefangenen wurden zum Arbeiten gezwungen, nur Offiziere waren hiervon befreit. Die Bezahlung erfolgte in „Lagergeld“, das außerhalb wertlos war. Auch die hygienischen Zustände waren schlecht. Viele Gefangene litten unter Unterernährung und zu wenig Platz.

 

Mit den Münsteranern kamen die Gefangenen nur indirekt in Kontakt, so konnten die Stadtbewohner das Lager an Wochenenden besichtigen. Dies nutzte das Deutsche Reich zu Propagandazwecken.

1920 brannte das Lager ab

Nach Kriegsende diente das Lager Rennbahn als Auffanglager für Kriegsheimkehrer. Im Jahr 1920 brannte es aus ungeklärten Gründen ab. Das Lager reichte aus heutiger Sicht etwa von der Drachterstraße bis zum Vennheideweg. Interessierte können durch den QR-Code an der Stele nähere Informationen erhalten.